Die Geschichte des VEF

Die Gründung des Verbandes der Eisenbahnfreunde (VEF) erfolgte im Jahre 1950 mit der Zielsetzung, die vielen Freunde der Eisenbahn in ihren Bestrebungen zu unterstützen. Dies war vor dem Hintergrund des damaligen Umfeldes einer kriegsgeschädigten und im Aufbau befindlichen Republik ein geradezu kühnes Unterfangen. Unterlagen über das Eisenbahnwesen zugänglich zu machen, war keineswegs selbstverständlich. Viele Mitbürger hatten auch andere Sorgen, als finanzielle Mittel in die unvergleichlich schwierigere und kostenintensivere Anfertigung von fotografischen Dokumenten zu stecken. Eisenbahntechnische Vorträge, Exkursionen, Kauf von Lichtbildern und Zeichnungen bildete daher unser Angebot, um das Wissen auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens zu erweitern und zu vertiefen.

Die Gründung erfolgte in Wien, Zweigniederlassungen wurden in Graz und Innsbruck errichtet. Die Grazer Zweigstelle entwickelte sich im Laufe der Jahre bestens, hatte jahrelang einen von den StLB erworbenen Triebwagen als Verbandsheim und ist nunmehr in die Remise der Graz Linien in die Steyrergasse übersiedelt. Auch unsere Innsbrucker Kollegen sorgen regelmäßig für interessante Veranstaltungen und gemütliche Treffen zum Gedankenaustausch.

Nach der Gründung entwickelte sich in der Folge eine rege Verbandstätigkeit in Form der verschiedenartigsten Veranstaltungen. Unser Mitteilungsblatt war damals die Zeitschrift „EISENBAHN“, die einem unserer Gründungsmitglieder, Alois Ployer, gehörte.

Fahrzeugsammlung

Bereits im Jahre 1955 konnte mit dem Triebwagen 4924.05 (ex LWP Cmg 1607), der von den ÖBB erworben werden konnte, der Grundstein zu unserer heutigen historischen Fahrzeugsammlung gelegt werden. Dazu gesellte sich der Triebwagen 200 der WLB, auch als Hofsalonwagen bekannt. Dank einer großzügigen Spende von Alois Ployer an den VEF konnte dieser Wagen von der WLB gekauft werden. Ab 1956 waren diese beiden Wagen unser Verbandsheim, aufgestellt in der Eichenstraße neben der WLB-Remise in Wien. 1960 erfolgte die Überstellung unserer beiden Triebwagen in den ÖBB-Bahnhof Hütteldorf-Hacking (heute Wien Hütteldorf), wo weiterhin die Verbandsabende stattfanden.

Der Hofsalonwagen 200 der Badner Bahn

Der Hofsalonwagen 200 der Badner Bahn

Der LWP Cmg 1607 befindet sich heute bei der Museumstramway Mariazell, wo er in mustergültig restauriertem Zustand regelmäßig in Betrieb steht. Der WLB 200 bereichert ab März 2023 die nunmehr auch auf WLB-Fahrzeuge ausgeweitete Ausstellung des Wiener Verkehrsmuseums „Remise“ in Wien Erdberg.
Seither wurde unsere Fahrzeugsammlung laufend erweitert, aber auch bereinigt. Sammeln bedeutet auch auszuwählen. Unser Ziel ist es, die vorgehaltenen Fahrzeuge in einem repräsentativen Zustand zu erhalten, wenngleich die betriebsfähige Erhaltung nach den jeweils gültigen gesetzlichen Vorgaben Vorschriften nur dann Sinn macht, wenn sie auch finanziell vertretbar ist und genutzt werden kann.

Sonderfahrten

Unsere erste Sonderfahrt fand am 6. Oktober 1962 statt. Mehr als 250 Fahrten folgten und bescheren Mitgliedern und Gästen die Gelegenheit, Erinnerungen an längst vergessene Zeiten wieder wach zu rufen. Auch so genannte Schulfahrten, bei welchen Privatpersonen unter fachkundiger Anleitung selbst Eisenbahnfahrzeuge führen dürfen, bereichern seit 1964 unser Programm.

Rege Verbandstätigkeit

Es begann nun eine Periode fruchtbarer Arbeit: Die wöchentlichen Zusammenkünfte wurden zunächst ins Kongresshaus verlegt, bis 1980 im Wiener Westbahnhof eine Möglichkeit gefunden wurde, die Verbandsabende im Nahfeld unserer geliebten Eisenbahn abzuhalten. 1995 mussten wir bedingt durch Umbauarbeiten auf den Wiener Südbahnhof übersiedeln, wo wir im Restaurant Rosenkavalier zusätzlich die Möglichkeit hatten, auch Dia- und Filmabende zu veranstalten. Als auch dieser von der Bildfläche verschwand, wurde der Rittersaal des „Falkensteiner Stüberls“ in der Wiener Kleistgasse unsere Heimat im 21. Jahrhundert.

Gründung der Zeitschrift „Die Schiene“

Ein Eigentümerwechsel bei der Zeitschrift „EISENBAHN“ war der Auslöser dafür, ab 1974 ein eigenständiges Mitteilungsblatt herauszugeben, das wir „Verkehrsreport“ nannten. Ab 1975 wurde es treffender als „DIE SCHIENE“ bezeichnet, und hat sich zum Mitteilungsblatt vieler weiterer Eisenbahnfreunde-Vereinigungen entwickelt. Seit 2007 wird „DIE SCHIENE“ nunmehr in Farbe hergestellt. „DIE SCHIENE“ ist im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich und liegt auch in Hotels, Arztpraxen und bei befreundeten Institutionen auf.

Unser Eisenbahnmuseum Schwechat

Waren unsere Aktivitäten ursprünglich großteils von der Duldung wohlgesonnener Eisenbahner abhängig, entwickelte sich Mitte der 1980er Jahre die Möglichkeit, am Gelände der ehemaligen Preßburger Bahn im Bahnhof Groß Schwechat eine dauerhafte, vertraglich abgesicherte Heimstätte zu finden. Seither versuchen wir stetig, unser dortiges Museum weiterzuentwickeln und den aktuellen Anforderungen der Besucher gerecht zu werden.
Wir freuen uns sehr über Ihre Besuche, um sich vor Ort von der aktuellen Weiterentwicklung zu überzeugen.
Auch Ihr Feedback und eine Mitarbeit in den vielfältigen Bereichen der Museumstätigkeit helfen dabei, historisches, technisches Kulturgut auch weiterhin „erleben“ zu können. Mit dem Eisenbahnmuseum Schwechat soll der Nachwelt zukünftig nicht nur visuell, sondern auch durch Geräusche und Gerüche der Betrieb mehrerer Generationen der Eisenbahntechnik näher gebracht werden können.

Straßenbahn-Mietfahrten „Rent-a-Bim“

Zeitgleich wurde im Straßenbahn-Bereich versucht, die Aktivitäten aus der Liebhaberei heraus auf eine neue solide Basis zu stellen. Dabei sollte nie die kommerzielle Seite im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die Möglichkeit geschaffen werden, die Fahrzeugerhaltung vor allem durch handwerkliche Tätigkeiten der freiwilligen Mitarbeiter sicherzustellen und sie nicht auch noch durch den privaten Ankauf von Fahrzeugen, Ersatzteilen, Werkzeug und Material zu belasten. Aus dieser Idee entwickelte sich die als „Rent-a-Bim“ bekannte Vermietung von Straßenbahnfahrzeugen für private und Firmenfeiern und zu touristischen Zwecken. Zwischenzeitlich hat sich unser „Rollendes Museum“ als fixer Bestandteil in der Wiener Kultur und Freizeitszene etabliert.
Es ist somit gelungen, diesen Bereich vom Spielzeug einiger Fans zu einer in der Öffentlichkeit anerkannten und liebgewonnen Institution zu entwickeln, ohne den streng historischen Charakter unserer Fahrzeuge zu gefährden.

Einige der liebevoll rastaurierten Fahrzeuge von Rent a Bim, mit denen Fahrten möglich sind.

Denkmalschutz – Bahnkulturpreis

In Anerkennung der wesentlichen Bedeutung unserer Sammlung von Wiener Straßenbahnwagen, deren mustergültiger Restauration unter Einsatz tausender, freiwillig geleisteter Arbeitsstunden wurde im September 2014 für 17 Fahrzeuge der Denkmalschutz zuerkannt. Ein weiterer Beweis für die herausragenden Leistungen des VEF im Bereich Fahrzeugerhaltung möge die Verleihung des „Österreichischen Bahnkulturpreises“ 2020 für den Ausflugswagen N° 82 (ex Wiener Verkehrsbetriebe G3 N° 2101) und 2022 für die Schnellbahngarnitur 4030 (ex ÖBB) des Technischen Museums Wien dienen.
Der VEF beherbergt im Eisenbahnmuseum Schwechat als Leihgaben weitere Kulturdenkmäler des Technischen Museums Wien.

Teilnahme des VEF an öffentlichen Veranstaltungen

Immer beliebter wird die Präsenz unserer Fahrzeuge als Vertreter historischen, technischen Kulturgutes bei öffentlichen Veranstaltungen, wie dem „Tag der offenen Tür“, der „Langen Nacht der Museen“, dem Wiener „Tramwaytag“, „60 Jahre Wiener Schnellbahn“ oder bei Jubiläen anderer Institutionen.
Sie können unsere betriebsfähigen Straßenbahn- und Eisenbahnfahrzeuge mit Verkehrszulassung auch für Sonderfahrten mieten, wobei eine Verbandsmitgliedschaft nicht erforderlich ist. Auch unsere stationären Objekte stehen als Kulisse für ihre Filme, Videos und Präsentationen bereit oder können als historisches Ambiente Ihre Feiern bereichern!

Rückblick und Ausblick

Nach mehr als 70 Jahren Vereinsarbeit dürfen wir stolz auf das Erreichte zurückblicken und auf eine weitere Aufwärtsentwicklung hoffen. Die Ziele der Gründer des VEF sind erreicht worden, wenn sie auch damals etwas unrealistisch erschienen.
Heute versteht sich der VEF als zeitgemäßer Dienstleister für Bahninteressierte und beschäftigt sich mit der Erhaltung technikgeschichtlichen Kulturgutes aus dem Schienenverkehrswesen. Er stellt keinen Dachverband für alle einschlägigen, österreichischen Vereine dar und betreibt keine Verkehrspolitik.
In einem Umfeld zunehmender Restriktionen für freiwillig agierende Organisationen sowohl durch technische als auch durch finanzielle Anforderungen, sowie den stetig steigenden Leistungsdruck, den wir uns alle zur Erhaltung des erworbenen Lebensstandards auferlegen, ist es zunehmend schwerer geworden, alle Ziele unseres Hobbys umzusetzen. Wir werden dennoch versuchen, das Erreichte zu bewahren und auszubauen, was mit den vereinten Kräften auch möglich sein sollte. Dazu zählen wir auf alle unsere Mitglieder und deren Hilfe, gleich ob in finanzieller Hinsicht oder durch ihrer eigenen Hände Arbeit!

 

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