Der L-Triebwagen 548

Der Triebwagen 548 wurde vom SGP – Werk Simmering erbaut und am 14. April 1961 an die WStW-VB – Wiener Stadtwerke Verkehrsbetriebe abgeliefert.

L 548 mit seinem passenden Beiwagen 1852 anlässlich einer Probefahrt in der Hauptwerkstätte der Wiener Linien im September 2015 (Foto: Christian Peschl).

L 548 mit seinem passenden Beiwagen 1852 anlässlich einer Probefahrt in der Hauptwerkstätte der Wiener Linien im September 2015 (Foto: Christian Peschl).

Er gehörte der 110 Einheiten umfassenden Type L4 an, die als Einrichtungswagen mit Fahrgastfluss und schaffnerbedienten elektrischen Falttüren ausgeführt war. Es handelt sich dabei um die letzte für die Wiener Straßenbahn gebaute zweiachsige Personentriebwagentype. Die ersten Einsätze erfolgten ab 17. April 1961 beim Betriebsbahnhof Speising auf der Linie 62.

Im Laufe seines relativ kurzen Daseins wurden folgende Umbaumaßnahmen vorgenommen:

Juli 1966 Ausrüstung für den Betrieb mit einem schaffnerlosen Beiwagen im SGP-Werk Simmering:
Einbau einer Lautsprecheranlage, Zuglichtschaltung und Beiwagenabrissleitung über Vielfachkupplungskabel
Einbau einer Umluftheizung für den Fahrgastraum
April 1968 Entfall der Doppelzierleiste und des Zierspitzes
September 1969 Einbau eines E-Weichenstellschalters
Oktober 1975 Ausrüstung für den Betrieb mit zwei schaffnerlosen Beiwagen im SGP-Werk Simmering:
Einbau einer geänderten Abfertigungseinrichtung und Entwertersteuerung für die Beiwagen
Änderung der Bremsschaltung und Beiwagenabrissleitung über Pufferteller
Umzeichnung in Type L
September 1979 Einbau einer großen rahmenlosen elektrisch beheizbaren Frontscheibe

Dies scheint auf den ersten Blick zwar kaum erwähnenswert, doch änderte sich das Aussehen durch den Entfall des Zierspitzes und nach dem Einbau der großen rahmenlosen Frontscheibe augenfällig. Auch die technischen Einrichtungen wandelten sich durch den Umbau zur Type L gegenüber der ursprünglichen Ausführung.

Der Innenraum des L 548 (Foto: Christian Peschl)

Der Innenraum des L 548 (Foto: Christian Peschl)

Im September 1989 endete sein vorläufig letzter Einsatz im Planverkehr beim Betriebsbahnhof Favoriten. Obwohl am 6. Oktober 1989 auf der Linie 62 der offizielle Einsatz von L-Triebwagen ein Ende fand, führte verstärktes Fahrgastaufkommen zu neuerlichen Einsätzen der Type L, unter anderem auf der Einschublinie 31/5 und so wurde der 548 schließlich dem Betriebsbahnhof Floridsdorf zugeteilt. Der endgültig letzte Einsatz der Type L im Planverkehr datiert auf den 30. April 1990 mit den Wagen 530 und 548 auf der Linie 31/5. In Floridsdorf weiterhin abgestellt, erweckte er das Interesse einiger Mitarbeiter der VEF-Arbeitsgruppe Straßenbahn und die 175. VEF-Sonderfahrt am 10. Oktober 1992 führte ihn mit dem c2-Beiwagen 1087 ein letztes Mal auf seine ehemaligen Stammstrecken. Mit 30. Dezember 1992 wurde die Ausmusterung aus dem Wagenpark der Wiener Linien verfügt. Der Kauf durch den VEF vollzog sich am 15. Jänner 1993.

Da zu diesem Zeitpunkt eine Übernahme in den Bestand der historischen Betriebsfahrzeuge aber nicht möglich war, erfolgte die Hinterstellung in der Remise Speising. Als Vorbereitung zur Übersiedlung der historischen Betriebsfahrzeuge von Rudolfsheim nach Speising, musste jedoch die Halle entsprechend adaptiert werden und das Fahrzeug stand im Weg. So erfolgte am 30. April 2004 die Auslagerung des 548 in einen geschützten Unterstand nach Pottendorf Landegg, bis die Zeit reif für eine Wiederkehr schien. Gemeinsam mit dem l3-Beiwagen 1852 erfolgte von 23. auf 24. Juni 2006 die Rückholung von Pottendorf Landegg in die Hauptwerkstätte der Wiener Linien in Simmering und am 30. Juni 2006 im Schlepp des T1-Triebwagens 408 die Zuführung in unser Domizil nach Speising.

Die Wiederinbetriebnahme für den Verkehr in Sonderzügen fand, nach einer vorangegangenen Hauptrevision und Überprüfung durch die Messpartie der Wiener Linien, am 24. Oktober 2006 statt. Mittlerweile wurde der Triebwagen wieder mit der ursprünglichen Frontscheibe mit Alu-Rahmen und Lüftungsklappe versehen. Als zeitgemäße Innovation erfolgte allerdings die Verwendung einer Scheibe mit integrierten Heizdrähten anstelle der seinerzeit üblichen beheizbaren Vorbaurahmen. Der Einbau eines Umschalters für den Bremsstromkreis, analog zu den Arbeitsfahrzeugen der aus dieser Serie entstandenen Type LH, gestattet überdies die wahlweise Mitführung von Beiwagen unterschiedlicher Bremsschaltung. Dazu waren auch eine Anpassung der Verkabelung und der Umbau der Abfertigungseinrichtung für die Mitführung schaffnerloser Beiwagen erforderlich, um den Einsatz als L4 oder L zu ermöglichen. Den Abschluss bildeten die Neulackierung des Innendaches und der Einbau neu angefertigter Reklametafeln mit zeitgenössischen Werbungen der 1970er-Jahre versehen, wodurch sich der Innenraum nunmehr wieder in einem sehr gepflegten Zustand präsentiert.

„Hoch der 1. Mai“ wie vor 50 Jahren! Nachempfundenes Szenarion am Bahnhof Währinger Gürtel am 1. Mai 2019 (Foto: Roman Lillich)

„Hoch der 1. Mai“ wie vor 50 Jahren! Nachempfundenes Szenarion am Bahnhof Währinger Gürtel am 1. Mai 2019 (Foto: Roman Lillich)

Das Fahrzeug befindet sich derzeit im Erscheinungsbild des Linieneinsatzes zwischen 1968 und 1979 und weist in diesem Zustand folgende Kenndaten auf:

Antriebsleistung 92,6 kW
Höchstgeschwindigkeit 40 km/h
Gesamtlänge 11.600 mm
Fahrzeugbreite 2.240 mm
Achsstand 3.600 mm
Eigengewicht 14.100 kg
Sitzplätze 24
Stehplätze 44
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