Der Triebwagen 711 wurde vom SGP – Werk Simmering gebaut, am 15. März 1963 an die WStW-VB – Wiener Stadtwerke Verkehrsbetriebe geliefert und gehörte der 50 Einheiten umfassenden Type F an, die als vierachsiger Nachläufer-Gelenktriebwagen aus dem letzten Baulos zweiachsiger L4-Triebwagen entstand.
Wie diese war auch er als Einrichtungswagen mit Fahrgastfluss und schaffnerbedienten elektrischen Falttüren konzipiert Zu diesem Zeitpunkt besaß er noch den, ursprünglich für den Einsatz als L4 621 vorgesehenen, Scherenbügel der Type SS53/58. In diesem Zustand gelangte er auch in Verkehr, wurde ab 19. März 1963 im Betriebsbahnhof Favoriten stationiert und von der Abteilung Ew, ebenso wie der erstgelieferte Triebwagen 709, zu ausgedehnten Erprobungs- und Messfahrten herangezogen. Noch vor dem Einsatz im Linienverkehr vollzog sich im Jänner 1964 im SGP-Werk Simmering die Angleichung an die Serienfahrzeuge und ein Einholmstromabnehmer der Type HS62 gelangte zum Aufbau.
Der erste Einsatz im Linienverkehr erfolgte am 6. Juni 1964 beim Betriebsbahnhof Floridsdorf auf der Linie 331.
Im Laufe seines relativ kurzen Daseins wurden folgende Umbaumaßnahmen vorgenommen:
Jan. 1964 | Ersatz des Scherenbügels SS 53/58 gegen Einholmstromabnehmer HS 64 |
Nov. 1964 | Angleichung an die zweite Bauserie im SGP – Werk Simmering und Einbau einer Warmluftheizung für die Frontscheiben |
Okt. 1970 | Einbau eines E-Weichenstellschalters und Anpassungen für den Betrieb mit schaffnerlosem Beiwagen |
Juni 1973 | Große Kastenausbesserung Entfall des Zierspitzes und Änderung der Blinkerleuchten |
Okt. 1977 | Änderung der Kühlluftzuführung der beiden Fahrmotore |
Sept. 1980 | Einbau einer großen rahmenlosen Frontscheibe |
Dies scheint auf den ersten Blick kaum erwähnenswert, doch änderte sich das Aussehen durch den Entfall des Zierspitzes und nach dem Einbau der großen rahmenlosen Frontscheibe augenfällig.
Der Einsatz im Planverkehr endete im Juni 1996 beim Betriebsbahnhof Speising auf der Linie 62 und mit 29. Juni 1996 wurde die Ausmusterung aus dem Wagenpark der Wiener Linien verfügt.
Der Kauf durch den VEF und die Eingliederung in dessen historische Fahrzeugsammlung vollzog sich im November 1996. Daran schloss sich umgehend eine gründliche Instandsetzung und die komplette Aufarbeitung des Fahrgastraumes. Die offizielle Wiederinbetriebnahme für den Verkehr in Sonderzügen fand im Rahmen der 190. VEF-Sonderfahrt am 8. März 1997 statt. Um die Attraktivität des relativ modernen Fahrzeuges für den Einsatz im touristischen Verkehr zu steigern musste die Lautsprecheranlage mittlerweile erneuert, dem heutigen technischen Standard angepasst und auch eine Anschlussmöglichkeit für Tonwiedergabegeräte geschaffen werden. Im Laufe der Zeit kamen auch wieder zahlreiche originale Ausrüstungsgegenstände zum Einbau. Die Ein- und Ausstiege sind nunmehr mit den ursprünglichen Stahlblechfalttüren anstatt mit den in den Achtzigerjahren montierten GFK-Türen versehen. Ebenso konnte die rahmenlose Frontscheibe durch die, in einem Alurahmen gefasste und mit einer Lüftungsklappe versehene Originalausführung ersetzt werden, womit das authentische Erscheinungsbild der Betriebszeit zwischen 1973 und 1980 erreicht wurde. Mit dem Einbau der induktiven VETAG-Weichensteuerung im Herbst 2000 erfolgte die Anpassung an die geänderten betrieblichen Anforderungen zum uneingeschränkten Einsatz im Sonderzugsverkehr auf der Wiener Straßenbahn.
Im Frühjahr 2014 vollzog sich die Anpassung an die ursprüngliche Lackierungsform, mit breitem weißem Zierstreifen unter der Fensterlinie und Zierspitz an der Stirnfront, im Erscheinungsbild des Linieneinsatzes vor 1973, was dem Fahrzeug ein überaus elegantes Aussehen verleiht.
Das Fahrzeug weist in diesem Zustand folgende Kenndaten auf:
Antriebsleistung | 120 kW |
Höchstgeschwindigkeit | 40 km/h |
Gesamtlänge | 19.890 mm |
Fahrzeugbreite | 2.300 mm |
Achsstand im Zweiachsfahrgestell | 3.300 mm |
Achsstand im Nachlaufdrehgestell | 1.800 mm |
Eigengewicht | 21.400 kg |
Sitzplätze | 36 |
Stehplätze | 73 |
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