Der u2-Beiwagen 3802

Beiwagen u2 3802

Beiwagen u2 3802

Die Waggonfabrik Rohrbacher baute im Jahre 1903 insgesamt 10 Sommerbeiwagen der Type u, denen 1909 weitere 15 ähnlich gestaltete Exemplare der Type u1 folgten, die sich bei den Fahrgästen überaus großer Beliebtheit erfreuten. Die Gemeinde Wien – Städtische Straßenbahnen entschloss sich daher eine größere Stückzahl von Sommerbeiwagen zu beschaffen, die als Type u2 in den Wagenpark Aufnahme finden sollte.

Im Jahre 1910 lieferte die Simmeringer Waggonfabrik die erste Serie von 15 der Nummerngruppe 1966 bis 1980 zugeordneter Fahrzeuge und im Jahre 1911 kamen weitere 40 mit den Nummern 3801 bis 3840 von der Simmeringer und Grazer Waggonfabrik hinzu.

Im Jahre 1910 präsentiert sich der u2-Beiwagen 1968 auf dem Gelände der Hauptwerkstätte in Rudolfsheim zum obligaten Typenfoto. Im Gegensatz zu den Rohrbacher-Sommerwagen wirken die u2-Beiwagen mit dem freiliegenden Langträger nicht so elegant. (Foto: GW-St.St.B)

Die Wagenkästen waren in Holzbauweise gefertigt, besaßen fensterlose Seitenwände und boten 18 Sitze auf hölzernen Querbänken im Innenraum, sowie je 3 Sitze auf den offenen abgerundeten Plattformen. Die Seitenwandverblechung war leicht nach innen geschwungen durch die obligate, dem Schutz vor anstreifenden Rädern von Pferdefuhrwerken dienenden, Rammleiste unterteilt und unter dieser weiß lackiert. Als Wetterschutz verfügten sie im Sommer über herablassbare Planen und in der kalten Jahreszeit über fix eingehängte Fensterwände. Der Wagenkasten stützte sich über Blattfedern, Achshalter und Gleitachslager direkt auf die beiden Achsen ab, die als Lenkachsen ausgebildet waren um bei einem Achsstand von 3,6 m die Kurvengängigkeit zu verbessern.

Die Type u2 wies folgende Kenndaten auf:

Gesamtlänge
8.700 mm
Fahrzeugbreite 2.200 mm
Achsstand 3.600 mm
Eigengewicht 4.800 kg
Sitzplätze 24
Stehplätze 22

Die filigrane Bauweise führte alsbald dazu, dass auch im Sommerbetrieb die Fensterelemente einer Wagenseite auf Dauer fixiert wurden um die Stabilität zu verbessern. Auch entfiel die Rammleiste im Zuge von Kastenrevisionen zugunsten der einfacheren gerundeten Seitenwand, die danach auch eine gänzlich rote Lackierung aufwies.

Zwischen 1929 und 1942 erhielt der Großteil der u2-Beiwagen Plattformverglasungen. Zuerst in einfacher Form durch Aufbau der Verglasung auf die gerundeten Plattformbrustwände und ab 1936 durch kompletten Neubau der Plattformstirnwände mit abgeschrägten Ecken. Lediglich 5 Beiwagen entgingen diesem Umbau durch Kriegszerstörungen, wurden jedoch in den Jahren 1946 bis 1951 verschrottet.

Der Sommerbetrieb mit einseitigen Planen endete mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und die Fensterelemente wurden fix eingebaut, zur Verbesserung der Belüftung des Fahrgastraumes aber einseitig mit Übersetzfenster versehen.

Die Ausmusterung der ersten Fahrzeuge begann bereits 1952 und mit dem Inkrafttreten der Bestimmungen der „Straßenbahnverordnung 1957“ ab dem Jahre 1961 erfolgte auf Grund der fehlenden Schienenbremseinrichtung die Beschränkung der Höchstzulässigen Geschwindigkeit auf 25 km/h. So schieden auch die letzen Exemplare noch im selben Jahr aus dem Personenverkehr aus, um der Verschrottung zugeführt zu werden. Die Wagen 1976, 3802 und 3832 fanden als Type gr1 Aufnahme in den Arbeitswagenstand als Gerüstwagen, wobei lediglich der 1976 als gr1 7156 die Anpassung an seinen neuen Verwendungszweck erfuhr.

Beiwagen u2 3802

Beiwagen u2 3802

Der Beiwagen 3802 wurde im Jahre 1911 von der Simmeringer Waggonfabrik erbaut und erhielt 1937 Plattformverglasung in Eckform. Nach dem Ausscheiden aus dem Personenverkehr erfolgte die Umzeichnung in gr1 7151. Dies sollte ihm genauso wie dem in 7158 umbezeichneten 3832 den Weiterbestand sichern, da es zu keinem Umbau mehr kam. Im Jahre 1970 erfolgte der Kauf durch den VEF und die Eingliederung in die historische Fahrzeugsammlung. Während beim 3832, der sich heute im Eigentum des Vereins WTM befindet, die Plattformverglasung belassen wurde, entschloss man sich beim 3802 zum Rückbau als Sommerwagen. Er konnte 1984 fertiggestellt werden und kam 1986 ins Wiener Straßenbahnmuseum. Er präsentiert sich mit offenen Plattformen, runder Seitenwand gänzlich rot lackiert mit vereinfachten Zierlinien, einseitig Planen und einseitig fixierten Fensterwänden in der Form wie er in den 1930er Jahren seinen Dienst als Sommerwagen versah und bereichert nunmehr die Fahrzeugausstellung der Remise-Verkehrsmuseum der Wiener Linien.

Mit Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 01.09.2014 wurde der Wagen als technisches Denkmal unter Denkmalschutz gestellt, da er aufgrund seiner Seltenheit, Anschaulichkeit und Innovation eine besondere geschichtliche und kulturelle Bedeutung hat.

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Der u2-Beiwagen 3802 steht als Ausstellungsstück in der Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien.

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