Die Type D1 entstand in den Jahren 1925 bis 1926 durch Umbau aus 100 Triebwagen, der in 300 Einheiten während der Jahre 1899 – 1902 von der BBG-Bau- und Betriebsgesellschaft für Städtische Straßenbahnen beschafften Type D.
Von diesen Fahrzeugen wurden die Wagenkästen weiterverwendet, mit Plattformverglasung, gerader Seitenwand und soweit nicht bereits vorhanden mit fünf gleich großen Seitenfenstern versehen, deren Fachwerkfahrgestelle entfernt und die Wagenkästen über Blattfedern, Achshalter und Gleitachslager direkt auf die beiden Achsen abgestützt. Die elektrische Ausrüstung blieb im wesentlichen unverändert.
Die Gründe für den aufwendigen Umbau dieser kleinen Triebwagenreihe, zu einem Zeitpunkt als sich bereits die Type M im Planungsstadium befand, sind heute nicht mehr lückenlos nachvollziehbar, lagen jedoch hauptsächlich in der Tatsache, dass zum damaligen Zeitpunkt über viele Strecken eine Gewichtsbeschränkung verhängt war. Insbesondere betraf dies die alte Reichsbrücke, die nur mit leichtem Wagenmaterial befahren werden durfte. Deshalb konzentrierte sich die Type D1 auch ab 1931 auf die Linien 16, 24 und 25. Nachdem die neue Reichsbrücke im Jahre 1937 dem Verkehr übergeben wurde, fand der Einsatz dieser kleinen und wenig leistungsfähigen Triebwagen ein jähes Ende. Sie überlebten die nicht umgebauten D-Triebwagen nur um zwei Jahre und schieden bis 1940 aus dem Personenverkehr aus.
Als Arbeitswagen überlebten einige Exemplare noch bis in die Fünfzigerjahre.
Im Zuge des zweiten Weltkrieges gelangten die in Wien nunmehr überzähligen Wagen an einige Straßenbahnbetriebe im Großdeutschen Reich. So kamen 9 Wagen im Jahre 1941 nach Litzmannstadt im Wartheland, das heute polnische Lodz, 8 Wagen 1942 zur WLB-Wiener Lokalbahnen und 5 Wagen 1944 nach Graz. Dieser Umstand trug auch dazu bei, dass eines dieser Fahrzeuge bis in die heutige Zeit überlebt hat, obwohl seine in Wien als Arbeitswagen weiterverwendeten Artgenossen bis zum Jahre 1958 allesamt verschrottet waren.
Besagter Triebwagen wurde im Jahre 1925 von der Simmeringer Waggonfabrik aus dem im Jahre 1900 von der Grazer Waggonfabrik gelieferten D-Triebwagen 161 umgebaut und erhielt danach die Nummer 314. Im Jahre 1942 erfolgte die Abgabe an die WLB zum Betrieb auf der Badener Straßenbahn, wo er als Triebwagen 77 seinen Dienst bis zu deren Einstellung versah. Im Jahre 1951 vollzog sich der Umbau in einen Generatorwagen, ein benzinelektrisches Antriebsaggregat System Gebus gelangte zum Einbau und der Stromabnehmer wurde entfernt. Im Zuge dessen erhielt das Fahrzeug die Nummer 10.02, die später auf 1002 und letztendlich 02 geändert wurde. Trotz dieser Umbauten blieben die elektrischen Einrichtungen fast unverändert und die historische Substanz im wesentlichen erhalten. In diesem Zustand verkehrte er noch bis zum Jahre 1977 als fahrleitungsunabhängiger Arbeitstriebwagen auf der Wiener Lokalbahn.
Lange schon erweckte er, als letzter Vertreter seiner Gattung, die Aufmerksamkeit des VEF und nach der Möglichkeit einer Übernahme wurde gesucht. Diese bestand dann im Jahre 1977, als die WLB einen Ersatz für das altersschwache Fahrzeug suchten. Über Vermittlung des VEF konnte aus der Konkursmasse der 1976 eingestellten St. Pöltner Straßenbahn der Triebwagen 7 ( ex Wien T1 404 ) erworben werden. Nach dem Umbau dieses Wagens in den neuen Generatorwagen 07 gelangte somit der letzte D1 zum VEF.
Dessen Zustand war bei der Übernahme denkbar schlecht und die durch den Einbau des Generators vorgenommenen Umbauten machten eine grundlegende Rekonstruktion unumgänglich. Der Erwerb schien ob seines einmaligen historischen Wertes allerdings durchaus angebracht obwohl absehbar war, dass die Kosten für die Instandsetzung vom VEF wohl niemals vollständig getragen werden könnten. Eine Finanzierung über die Einnahmen aus Sonderfahrten wie bei den historischen Betriebswagen schied ebenfalls aus, da an eine kommerzielle Vermarktung des 314 aufgrund des besonderen historischen Wertes nicht zu denken war. Es erfolgte somit die Hinterstellung in der Halle IV des Betriebsbahnhofes Ottakring, um wenigstens den weiteren Verfall des Wagens zu verhindern. Über die Sicherstellung von Ersatzteilen und Zeichnungen, sowie die Erstellung eines Aufarbeitungskonzeptes wurden jedoch vorerst keine Aktivitäten gesetzt. Durch die Neuordnung des Museumskonzeptes im Jahre 1985 kam dann ohnehin die Trennung zwischen reinen Museumswagen und historischen Betriebswagen, und der 314 wurde vom VEF in die Fahrzeugsammlung des Wiener Straßenbahnmuseums eingebracht. Die Restaurierung und Rekonstruktion der Museumsfahrzeuge lag nunmehr in dessen Aufgabenbereich.
In den Jahren 1996 und 1997 wurde der D1-Triebwagen 314, über Auftrag des Wiener Straßenbahnmuseums und aus dessen Budget, einer vollkommenen Rekonstruktion unterzogen und präsentiert sich nunmehr im betriebsfähigen Zustand im Aussehen der Ablieferung im Jahre 1925. Als Generalauftragnehmer für das Vorhaben firmierte die Museumstramway Mariazell, die bereits über einschlägige Erfahrungen mit aufwendigen Fahrzeugrekonstruktionen verfügte und deren Unterlieferanten auch die entsprechenden handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse der dazu erforderlichen Technologien vergangener Zeiten besitzen. Auch Siemens SGP Verkehrstechnik, als Nachfolgeunternehmen der einstigen Simmeringer Waggonfabrik und somit der Geburtsstätte des 314, unterstütze das aufwendige Projekt finanziell.
Das Fahrzeug entspricht im nunmehrigen Erscheinungsbild dem Linieneinsatz zwischen 1925 und 1933 und weist folgende Kenndaten auf:
Antriebsleistung | 50 kW |
Höchstgeschwindigkeit | 25 km/h |
Gesamtlänge | 8.580 mm |
Fahrzeugbreite | 2.070 mm |
Achsstand | 2.400 mm |
Eigengewicht | 8.800 kg |
Sitzplätze | 18 |
Stehplätze | 15 |
Am 20. September 1997 konnte der 314, im Rahmen des großen Fahrzeugkorsos anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten „100 Jahre Elektrische in Wien“, erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Während der folgenden Monate erhielt er noch den letzten Schliff um zeitgerecht zur Eröffnung der Saison 1998 im Wiener Straßenbahnmuseum präsentiert zu werden, womit dieses auch über einen Vertreter der kleinen Triebwagentypen verfügte, die bis Ende der 1930er Jahre das Stadtbild prägten. Er bereichert nunmehr die Fahrzeugausstellung der Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien.
Mit Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 01.09.2014 wurde der Wagen als technisches Denkmal unter Denkmalschutz gestellt, da er aufgrund seiner Seltenheit, Anschaulichkeit und Innovation eine besondere geschichtliche und kulturelle Bedeutung hat.
Der D1-Triebwagen 314 steht als Ausstellungsstück in der Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien.