210. VEF-Sonderfahrt
Straßenbahnsonderzug in
Bratislava
am Samstag, den 19. Oktober 2002
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Ab Wien Südbahnhof ging es im inzwischen schon wohlbekannten Nostalgie-Schlieren-Waggon (gut im Vorbahnhof vorgekühlt; dafür bis Bratislava zur Sauna gediehen) geht es mit Stiereskräften im Planzug Richtung Bratislava.
Vor dem Hauptbahnhof von Bratislava fahren soeben "unsere" beiden historischen Triebwagen (Tw. 38 und Tw. T2 215) in der Schleife einen Stock tiefer vor. Mit gut zehnminütiger Verspätung, die uns aber genügend Zeit zum Fotografieren der Triebwagen aus allen erdenklichen Perspektiven, von innen und außen, gibt, macht sich unser Konvoi auf den Weg, voran der Tw. 38, gefolgt vom T2 215.
Vom Hauptbahnhof geht es über Obchodna, Nam. SNP und Jesenskeho bis zum Platz vor dem Nationaltheater. Zwischen unsere beiden historischen Wagen hat sich kurz zuvor einer der neuesten Umbauwagen (mit Drehstromantrieb) geschoben, der auf unseren Fotos natürlich nicht fehlen darf. Innerhalb weniger Minuten hat sich hinter den drei Triebwagen eine Schlange aus drei Planzügen gebildet, so dass es angezeigt erscheint, die Foto-Orgie abzubrechen. Über Vajanskeho Nabr., Safarikovo nam. und Sturova drehen wir eine Runde, um durch die Jesenskeho wieder an den Ort unserer Schandtaten vor dem Nationaltheater zurückzukehren. Über den Nam. L. Stura geht es entlang der Donau durch die Nabr. arm. gen. Svobodu und die Karloveska zur alten Endstation nach Karlova Ves (wo inzwischen das typischere Fotosonderzugs-Wetter auf uns herabnieselt). Neben dem rechten Gleis der Schleife in Karlova Ves sieht man übrigens die Spuren einer dritten Schiene, die in den Achtziger Jahren im Zuge einer geplanten Umspurung der Straßenbahn von Bratislava auf Normalspur gelegt worden war; die Umspurung war als notwendig erachtet worden, weil zu diesem Zeitpunkt Bratislava die einzige Stadt in der Tschechoslowakei war, wo noch meterspurige Straßenbahnen verkehrten und Skoda die Fertigung neuer meterspuriger Fahrzeuge verweigerte. Aus Geldmangel kam es nie zu der Umspurung, und bis heute müssen mangels erschwinglicher Neufahrzeuge die alten Triebwagen umgebaut und modernisiert werden
Von Karlova Ves geht es über die Karloveska wieder zurück Richtung Stadtzentrum. Eine Betriebsausweiche in der Karloveska erlaubt uns, unsere beiden Triebwagen nebeneinander aufzustellen und für die Weiterfahrt die Reihenfolge umzudrehen: Ab nun fährt der Tw. T2 215 voraus, und der Tw. 38 versucht (vergeblich), mit ihm Schritt zu halten. In der Nabr. arm. gen. Svobodu ergibt sich die Möglichkeit, unsere Triebwagen vor der Burg von Bratislava zu fotografieren. Die Strecke durch den Tunnel unter der Burg bleibt uns leider vorenthalten, weil der Tunnel wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Über Mostova, wieder vorbei am Nationaltheater, geht es weiter durch Jesenskeho, Spitalska, Krizna, Trnavske myto und Ruzinovska (wo wiederum die Spuren des Umspurungs-Projekts zu erkennen sind) nach Ruzinov, wo wir in der Endstelle Suhvezdna die nächste längere Pause einlegen.
Von der Endstelle Suhvezdna in Ruzinov geht es stadteinwärts über Trnavske myto, Krizna und Spitalska zum Nam. SNP zurück ins Stadtzentrum, und fast parallel dazu wieder stadtauswärts, mit einem längeren und mehreren planverkehrsbedingt sehr kurzen Fotohalten, über Obchodna, Radlinskeho und Racianske myto durch die Racianska nach Raca. Auf dem gut gewarteten separaten Gleiskörper in der Racianska zeigen uns unsere Freunde aus Bratislava, was in dem T2 215 trotz seines ehrwürdigen Alters von über 40 Jahren noch steckt: 60 Stundenkilometer sind allemale "drinnen". (Und selbst wenn gerade keine Gelegenheit zu Geschwindigkeits-Rekordversuchen besteht, empfiehlt es sich nicht, ohne festen Halt im 215-er zu stehen: Die Beschleunigung beim Anfahren ist in des Wortes wahrster Bedeutung umwerfend! Nicht ohne Grund wurden die T2 zum Zeitpunkt ihres Erscheinens als "U-Boot" bezeichnet...) In der Schleife Komisarky in Raca - übrigens eine zweigleisige Schleife, die planmäßig in beiden Richtungen befahren wird - öffnet der Himmel wieder einmal seine Schleusen über uns.
Von der Endstation Komisarky geht es stadteinwärts durch die Racianska, wo unsere slowakischen Freunde uns noch einmal beweisen, was im T2 215 steckt (überhaupt, wenn die Gravitation ein bisschen nachhilft, weil die Strecke bergab geht). Bei der Remise Vozovna Krasnany endet unsere Stadtrundfahrt; wir verlassen unsere beiden Triebwagen und begeben uns zu Fuß durch das Remisen-Gelände.
Vor der Remise hat man uns den Triebwagen 104 aufgestellt, mit dem wir ursprünglich die Rundfahrt vornehmen hätten sollen, der aber wegen eines Bremsdefekts nicht fahrbereit war. Während sich die Fotografen um den 104-er scharen, bieten drinnen in der Halle unsere (sehr geduldigen) slowakischen Freunde allen, die das dringende Bedürfnis dazu verspüren, die Gelegenheit, mit einem der Umbautriebwagen eine Länge der Halle selber fahren zu dürfen. Inzwischen strahlt draußen wieder die Sonne, und wir erhalten die Gelegenheit, eine Fahrzeugparade ins Bild bannen zu können. Aber die Zeit drängt, und unsere slowakischen Freunde beweisen uns einmal mehr, was sie unter Gastfreundschaft verstehen: Statt uns, wie ursprünglich vorgesehen, der Linie 3 anzuvertrauen, die uns zum Museum und in die Nähe des Hauptbahnhofs bringen sollte, führen sie uns mit einem der Umbau-Triebwagen eigenhändig selber dort hin.
alle Fotos: © Dr. Karl Riedling
Mehr Fotos von dieser Sonderfahrt finden Sie unter http://sonderfahrten.riedling.at/2002-10-19/