Wien aus verkehrsgeschichtlicher Perspektive

Als einstige Hauptstadt der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, in deren Zentrum gelegen, weist Wien als Bundeshauptstadt und zugleich eines der neun Bundesländer der Republik Österreich eine periphere Lage in deren Osthälfte auf. In dieser Funktion befinden sich hier auch die Sitze des Bundespräsidenten, der Bundesregierung und der obersten Verwaltungsorgane. Eine Vielzahl historischer Bauten zeugt noch heute von der einstigen Bedeutung als Residenz des Habsburgerreiches. Auf 48°14´ nördlicher Breite und 16°21´ östlicher Länge breitet sich die Stadt auf einer Fläche von 415 km² zu beiden Seiten des Donaustromes aus. Deren Gliederung in 23 Bezirke entspricht im Wesentlichen dem System nach der Eingemeindung der einstmals selbstständigen Vororte am Ende des 19. Jahrhunderts. Nach einem Höchststand von 2,1 Millionen Einwohnern am Ende des Ersten Weltkrieges hat sich die Bevölkerung in den letzten Jahren auf etwa 1,9 Millionen Menschen eingependelt.

Auf dem Schienenverkehrssektor hat Wien einiges zu bieten und dies verdient es kurz umrissen zu werden. Als Verkehrsknotenpunkt wichtiger Ost – West und Nord – Süd -Verbindungen verfügte die Stadt allerdings bis zum Jahre 2014 über keinen Zentralbahnhof für den Personenfernverkehr und wies mit vier Kopfbahnhöfen abseits der Innenstadt das Konzept der Verkehrsorganisation des späten 19. Jahrhunderts auf. Die im Zuge der Eröffnung des Stadtbahnnetzes um 1900 geschaffenen Querverbindungen dienten vorwiegend dem Lokalverkehr. Den städtischen Verkehrsmitteln kam daher stets große Bedeutung zu, da sie den umfangreichen Personenverkehr zu und von den Fernbahnhöfen bewältigen mussten. Das von den Österreichischen Bundesbahnen am Beginn der 1960er-Jahre durchwegs auf bestehenden Strecken errichtete Schnellbahnnetz, das laufend ausgebaut wurde, stellt im Nahverkehr leistungsfähige Durchgangsverbindungen her. Eine Ergänzung hierzu bildet das von den Wiener Linien betriebene U-Bahnnetz mit 5 Linien und einer Streckenlänge von 84 Kilometern. Den Oberflächenverkehr dominierte einstmals die Straßenbahn, mit einem Streckennetz von 294 Kilometern, doch dem internationalen Trend folgend kam es zwischen 1958 und 1974 zur Einstellung zahlreicher Strecken und der Übernahme von Verkehrsleistungen durch Autobusse. Seither ist der Weiterbestand der Straßenbahn gesichert, was die Streckenneubauten der letzten Jahre beweisen und Einstellungen erfolgen nur mehr bei Übernahme der Verkehrsleistungen durch U-Bahnlinien. Mit 28 Linien und 178 Kilometern Streckenlänge zählt es nach wie vor zu einem der größten Straßenbahnnetze der Welt und stellt in dieser Form eine optimale Ergänzung zur U-Bahn und zum Busbetrieb her. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die im Volksmund als Badnerbahn titulierte Strecke der Wiener Lokalbahnen. Sie stellt eine leistungsfähige Direktverbindung zwischen dem Wiener Stadtzentrum und der Kurstadt Baden her und erschließt auch die südlich von Wien gelegenen Industriegebiete und Einkaufszentren.

Ein schier unermessliches Betätigungsfeld für alle auf dem Schienenverkehrssektor tätigen Aktivisten um wenigstens einen Teil der Geschichte dieses umfangreichen Verkehrsnetzes zu dokumentieren und durch die Bewahrung von Fahrzeugen, baulichen Anlagen und Exponaten aller Art wertvolles Kulturgut der Nachwelt möglichst lebendig zu erhalten. Dies ist für den Bereich der Stadtverkehrsmittel außerordentlich gut gelungen und führte dazu, dass Wien über eine der größten Sammlungen historischer Straßenbahnfahrzeuge der Welt verfügt. Die Sonderfahrten mit Tramway-Oldtimergarnituren stellen mittlerweile einen fixen Bestandteil des Wiener Fremdenverkehrs dar, sodass sie ebenso wie die Fiaker zum vertrauten Stadtbild zählen.

Kommentare sind geschlossen.