Von
17. bis 20. Mai 2001 fand in Wien die 13. Tagung der AHN -
Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr statt, als deren
verantwortlicher Organisator der VEF - Verband der Eisenbahnfreunde
firmierte. Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Wiener Linien und
Einbeziehung der AG der Wiener Lokalbahnen, konnte den Teilnehmern ein
umfangreiches Programm geboten werden. Insgesamt 116 Delegierte von 47
Vereinigungen aus 5 Nationen fanden sich im Besucherforum der Wiener
Linien in der U-Bahnstation Volkstheater ein, um am Vortragsprogramm
teilzunehmen.
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Dieses
umfasste eingangs die Vorstellung der Verkehrsbetriebe Wiener Linien durch
Herrn Direktor Dipl.-Ing. Günter Grois und der AG der Wiener Lokalbahnen
durch Herrn Direktor Dipl.-Ing. Dr. Josef Pelz. Es folgte ein Überblick
über die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in Wien und dessen
eindrucksvolle Dokumentation im Wiener Straßenbahnmuseum durch dessen
Leiter Herrn Amtsrat Harald Marincig. Die Vorstellung der Arbeitsgruppe
Straßenbahn des VEF, deren Entstehungsgeschichte, Aufgabenbereich und
Organisationsstruktur, bildete den Abschluss des lokalen Teils.
Kernthemen des Vortragsprogramms der diesjährigen Tagung
die unter dem Motto "Mit neuen Ideen ins Dritte Jahrtausend"
stand bildeten Referate über Steuerrecht, Öffentlichkeitsarbeit und
Museumskonzepte, sowie Möglichkeiten zur effizienten Nutzung des Internet
bei der Buchung von Sonderfahrten. Besonderes Interesse erweckte auch das
Referat vom Club
Florianerbahn in dem der Weg von einer Museumsbahn zu einem
innovativen Unternehmen der Schienenverkehrstechnik dargestellt und die
Zusammenarbeit mit den Firmen Florianerbahn Forschungs- und Errichtungs-
GmbH und Florianerbahn Service GmbH erläutert wurde.
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Das
Rahmenprogramm, das auch von Mitreisenden genutzt wurde, bot nicht nur die
Möglichkeit einen der größten Straßenbahnbetriebe der Welt, sondern
auch die Stadtkultur der Donaumetropole zu erfahren. Hierfür standen die historischen
Straßenbahngarnituren aus dem Betriebswagenpark des VEF im Einsatz,
die dabei auch auf repräsentativen Strecken verkehrten um markante Teile
der Stadt und das Flair der Wiener Tramway vergangener Zeiten kennen zu
lernen.
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Die Besichtigung des Wiener
Straßenbahnmuseums, der Zentralwerkstätte der Wiener Linien in
Simmering in der seit 1974 die gesamte Instandhaltung für den
Straßenbahn-, U-Bahn- und Autobusbetrieb zusammengefasst ist, und eine
Stadtrundfahrt über die Ringstraße durften ebenso wenig fehlen wie der
Besuch eines Heurigen in Nussdorf und des Schweizerhauses im Prater.
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Oldtimer-Bus-Enthusiasten
genossen die Fahrt mit vier historischen Autobussen der Baujahre 1949 bis
1969 aus der Produktion ehemals renommierter österreichischer
Kraftfahrzeughersteller. Mit dem Saurer 5GF-O der ÖBB, dem Saurer 5GF-ST
der WVB, einem Gräf&Stift OSU 155/46 ehemals WVB und jetzt im
Privatbesitz, sowie einem Steyr 380-Q ehemals Dr. Richard und nunmehr im
Eigentum des Österreichischen
Omnibusmuseums ging es vom Volkstheater über den Ring und entlang der
Linie 38 nach Grinzing. Über die Höhenstraße, die in den Jahren 1934
bis 1937 erbaut wurde und die Höhen des nördlichen und westlichen
Wienerwaldes erschließt, gelangte der Oldtimerbus-Konvoi auf den
Kahlenberg. Ob seiner historischen Bedeutung und günstigen Lage als
Aussichtsberg mit einer Höhe von 484 m erlangte er bereits frühzeitig
Beachtung im Ausflugsverkehr und war von 1874 bis 1922 der Endpunkt einer
von Nußdorf ausgehenden Zahnradbahn. Seit 17. Oktober 1935 stellt er
wieder das Ziel eines öffentlichen Verkehrsmittels, nunmehr in Form eines
über Grinzing verkehrenden städtischen Linienbusses dar.
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Eine
nette Abwechslung auf schmaler Spur bildete die Besichtigung der
Zugförderungsanlagen der Liliputbahn
im Prater und die Fahrt mit zwei Sonderzügen bespannt mit je einer
Dampflokomotive der bekannten 2C1-Bauart von Krauss-Maffei bewies, dass
historischer Nahverkehr nicht erst ab einer Spurweite von 750 Millimetern
beginnen muss. Diese Parkeisenbahn mit einer Spurweite von 381 mm wurde im
Jahre 1928 in Betrieb genommen und verkehrt heute zwischen Riesenrad und
Stadion. Auf einer Distanz von etwa 2 km verläuft die zweigleisige
Strecke zuerst am Rande des Wurstelpraters um dann ins Grün der
Praterauen einzutauchen und erfüllt echte Nahverkehrsaufgaben.
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Sonntag
der 20. Mai 2001 stand ganz im Zeichen der Wiener
Lokalbahnen. Mit den historischen Überlandtriebwagen 231 und 223 der
Baujahre 1928 bis 1929 ging es in Doppeltraktion vom Westbahnhof vorerst
zum WLB-Betriebsbahnhof Wolfganggasse und auf die Überlandstrecke bis
nach Guntramsdorf LB. Dort konnten noch mehrere Planzüge fotografiert
werden und die speziellen Weichen mit beweglichen Herzstücken, sowie als
Kontrast hierzu das straßenbahnmäßige Streckenstück in der Feldgasse
riefen einiges Erstaunen hervor. |
Auf
der Rückfahrt stand in der Remise Wolfganggasse eine Fotoparade mit allen
noch vorhandenen Triebwagentypen der WLB, darunter auch dem Hofsalonwagen
200 des VEF auf dem Programm. Nach der Erkundung des Betriebsgeländes
wurde die Fahrt mit dem Gelenktriebwagen 122 über die Stadtstrecke zur
Oper fortgesetzt und gegen 12.00 Uhr der Ausgangspunkt am Westbahnhof
erreicht.
Dort erfolgte die Verabschiedung der mit dem Schnellzug um
12.17 Uhr gegen Westen heimkehrenden Teilnehmer. Der harte Kern begab sich
noch zum Mittagessen ins Gasthaus Schönbrunner Vorpark, unweit unseres
Domizils in der Remise Rudolfsheim und einige Teilnehmer statteten noch
dem VEF-Eisenbahnmuseum Schwechat
einen Besuch ab. Somit endete in den Nachmittagsstunden die 13. Tagung der
Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr, auf deren Verlauf wir mit
Freude zurückblicken können und von der man sicher noch in einigen
Jahren sprechen wird.
Alle Fotos: Dipl.-Ing. Gerhard Schumann |
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