Von 22. bis 25. April 2010 fand in Stuttgart die 22. Tagung der AHN-Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr statt, an der auch wieder eine Delegation der VEF-Arbeitsgruppe Straßenbahn teilnahm. Der gastgebende Verein „SHB-Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V.“ stellte sich bereits zum zweiten Male dieser großen Herausforderung und lud unter dem Motto „Baustelle Museum“ in die „Straßenbahnwelt Stuttgart“. Nach den bescheidenen Anfängen in der Wagenhalle Gerlingen und über das gut etablierte Straßenbahnmuseum Zuffenhausen bildet nunmehr der ehemalige Betriebshof Bad Cannstatt die Heimat der vielen Exponate. Die Vermittlung eines lebendigen Museums verlangt jedoch nach bewegten Dingen, denn Demonstrationsfahrten werten Fahrzeugsammlungen ungemein auf und tragen überdies zur Akzeptanz in der Öffentlichkeit bei. Diesem Umstand wurde bei der Umstellung der letzten Linien des meterspurigen Straßenbahnnetzes auf normalspurigen Stadtbahnbetrieb bereits Rechnung getragen und die Möglichkeit geschaffen, auf den umstellungsbedingt geschaffenen Dreischienengleisen, einen Weiterbetrieb der historischen Straßenbahnwagen zu gestatten. Ausgehend vom ehemaligen Betriebshof Bad Cannstatt umfasst dies im Wesentlichen die Befahrung der Innenstadtschleife als Museumslinie 21 und eines Teils der Strecke der ehemaligen Linie 15 zum Fernsehturm als Museumslinie 23, die dem Fahrgast auch einen ausgezeichneten Blick über die Neckarmetropole bietet.
In den Mittagsstunden des 22. April 2010 fand sich das Gros der Tagungsteilnehmer in der bereits erwähnten Straßenbahnwelt ein um in der ehemaligen Kantine den Grußworten von Stadtpolitik, Verkehrsbetrieb und Verkehrsverbund zu lauschen. Anschließend führte eine Rundfahrt mit historischen Garnituren über die Museumslinie 21 durch die Innenstadt und nach der Rückkehr folgte eine Führung durch die Ausstellung.
Am Beginn des Vortragsprogramms stand die Vorstellung des gastgebenden Vereins durch Herrn Gerhard Voss der auch die Entstehungsgeschichte der neuen Straßenbahnwelt Stuttgart und weitere Maßnahmen zu deren Vollbetrieb beleuchtete. Einen Überblick über die Stuttgarter Nahverkehrsgeschichte gab der SHB-Vorsitzende Dr. Nikolaus Niederich, der in launiger Art auch durch das Gesamtprogramm führte.
Der Schwerpunkt des Vortragsprogramms befasste sich mit der Gestaltung, Organisation und Betriebsführung von Museen, sowie deren Vernetzung zu einem regionalen Gesamtangebot der Freizeitgestaltung. Jugendarbeit zur Gewinnung des Nachwuchses im Kampf gegen Unterhaltungselektronik und Medien, sowie Werbung auf historischen Wagen zur Co-Finanzierung von Sammlungen bildeten weitere Themen. Auch der vorgeschlagene Aufbau einer Ersatzteilbörse zur Sicherung der Betriebsfähigkeit der Exponate fand rege Beachtung.
Die Zukunft der Zusammenarbeit in der AHN ist auch für die nächsten Jahre gesichert, denn die 23. AHN-Tagung wird von 14. bis 17. April 2011 in Turin stattfinden und von „ATTS-Verein Historische Trambahnen Turin“ organisiert. Für die Ausrichtung der 24. AHN-Tagung im Jahre 2012 erhielt der Verein „Linie D – Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr Düsseldorf e.V.“ den Zuschlag.
Das reichhaltige Rahmenprogramm zeigte Stuttgart und die Region nicht nur aus nahverkehrsspezifischer Sicht mit dem Besuch der Zahnradbahn zwischen Marienplatz und Degerloch, der Standseilbahn zum Waldfriedhof und dem O-Busbetrieb in der Nachbarstadt Esslingen. Kulturgeschichte und Wirtschaftskraft der Landeshauptstadt Baden-Württembergs kamen dabei ebenso zum Ausdruck wie die Schönheit der Landschaft. Zweifellos bildeten dabei die Fahrten mit den historischen Straßenbahnwagen auf den beiden Museumslinien 21 und 23 den Höhepunkt. Doch auch die Killesbergbahn auf dem Gelände der Gartenschau von 1939 und die Jugend Bahn im ehemaligen Straßenbahner Waldheim, dem SSB-Veranstaltungszentrum Waldaupark, erregten die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer.
Am Sonntag den 25. April 2010 zeigte eine „Stadtbahnsession“ mit einem Besuch der Hauptwerkstätte Möhringen die SSB von Heute und bildete den Abschluss der 22. AHN-Tagung für deren Organisation dem gastgebenden Verein Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V. an dieser Stelle gedankt sein.
- Ing. Harald Baminger -